Neuer Lehrstuhl für digitale Medizin an die Uni Augsburg

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Neuer Lehrstuhl für digitale Medizin an die Uni Augsburg

Prof. Dr. Ludwig Christian Hinske an die Fakultät berufen

Er übernimmt neu eingerichteten Lehrstuhl für Datenmanagement und Clinical Decision Support an der Uni Augsburg

(socialON) Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Medizinische Informatik berief die Universität Augsburg am 1. April den Kliniker und Medizininformatiker Prof. Dr. Ludwig Christian Hinske an ihre Medizinische Fakultät. Forschungsfelder seines Lehrstuhls sollen das Management großer und vielfältiger Datenmengen aus der klinischen Versorgung sein sowie die Entwicklung von Entscheidungshilfen im klinischen Alltag mithilfe von digitalen Mitteln. Hinske wird gleichzeitig Leiter der Stabsstelle Klinische Entscheidungshilfen am Universitätsklinikum Augsburg.

Herr Prof. Hinske ist sowohl ein ausgewiesener Kliniker im Bereich der Anästhesiologie und Intensivmedizin, als auch ein Medizininformatiker mit breitem Forschungsinteresse im Bereich der digitalen Medizin. Dieses hoch interdisziplinäre Profil macht ihn zum idealen Kandidaten für unseren neuen Lehrstuhl im Forschungsschwerpunkt Medizinische Informatik“, würdigte Medizin-Gründungsdekanin Prof. Dr. Martina Kadmon den Neuberufenen. Seine Forschungen seien darüber hinaus anschlussfähig an die klinischen Schwerpunkte der Fakultät in den Bereichen Allergologie, Gefäßmedizin und Tumormedizin.

Entscheidungshilfen in kritischen Situationen

Patienten auf der Intensivstation werden engmaschig überwacht, dabei entstehen große Mengen an digitalen Daten, die in eigenen Datenbanken gesammelt werden. Spezialisten wie Hinske werten diese aus auf der Suche nach neuen Erkenntnissen, die für den klinischen Alltag wichtig sind: „Bei den oft kritischen Situationen im Bereich der Intensivmedizin haben wir Ärzte ein großes Interesse an Entscheidungshilfen, wie wir in der Behandlung weiter vorgehen sollen.“

Bei Lungentransplantationen kann es zum Beispiel passieren, dass Herz und Lunge den Körper nicht gleich ausreichend versorgen können, eine spezielle Herz-Lungen-Maschine wird notwendig. „Wir haben Narkoseprotokolle ausgewertet und dabei überraschenderweise herausgefunden, dass man besser vor der Operation sagen kann, ob eine Herz-Lungen-Maschine gebraucht wird, als währenddessen. Ausschlaggebend sind nämlich die Werte des Lungenblutdrucks, der vorher gemessen wird“, erklärt Hinske seine Forschungen. Der Operationsverlauf wird durch diese Erkenntnisse besser planbar.

Berechnung der besten Behandlungsform

Bei der Behandlung von Krankheiten müssen häufig Entscheidungen über die Wahl von Therapien und Medikamenten getroffen werden, zum Beispiel welches Chemotherapeutikum das richtige ist. Bei untypischen Verläufen oder weniger häufigen Erkrankungen stehen Ärztinnen und Ärzte vor dem Problem, dass keine Richtlinien oder ausreichende Studien vorliegen, an denen sie sich orientieren können. Die Medizinische Informatik soll dabei Abhilfe schaffen, hat sich Hinske vorgenommen.

„Wir wollen digitale Daten aus verschiedenen Quellen sammeln, an die man sonst schwer herankommt. Dann befragen wir die Kranken selbst, was ihnen wichtig ist im Hinblick auf ihre Gesundheit, aber auch auf ihre Lebensqualität. Auf dieser Grundlage wollen wir dann berechnen, welche Behandlung für diesen Menschen in seiner Lebenssituation die beste ist“, beschreibt der Neuberufene seine Zukunftspläne.

Zur Person von Prof. Dr. med. Ludwig Christian Giuseppe Hinske

Prof. Dr. med. Ludwig Christian Giuseppe Hinske studierte Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und Biomedizinische Informatik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, USA. Es folgten 2011 die Promotion sowie 2017 die Habilitation an der LMU sowie 2016 die Anerkennung zum Facharzt für Anästhesiologie. 2018 wurde Hinske zum Oberarzt für perioperative biomedizinische Informatik an der Klinik für Anästhesiologie am Klinikum Großhadern (LMU) ernannt, zwei Jahre später folgte der Ruf auf die Professur für Medizinische Informatik am Institut für medizinische

Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) der LMU. Gleichzeitig wurde er Mitglied des Pandemie-Krisenstabs des Vorstands des LMU-Klinikums und Leiter der Stabsstelle des Vorstands „Digitale Medizin“. Zum 1. April 2022 wurde Hinske auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Datenmanagement und Clinical Decision Support der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg berufen sowie zum Leiter der Stabsstelle Klinisches Entscheidungsmanagement des Universitätsklinikums Augsburg bestellt.

Über die Augsburger Universitätsmedizin

Die Augsburger Universitätsmedizin umfasst die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, das Universitätsklinikum Augsburg sowie – als Kooperationspartner – das Bezirkskrankenhaus Augsburg – Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Die Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät liegen in den Bereichen Medizinische Informatik sowie Umwelt und Gesundheit.

Etwa hundert Professorinnen und Professoren werden im Endausbau in der bio- und humanmedizinischen Forschung und Lehre tätig sein. Seit dem Wintersemester 2019/20 bietet die Medizinische Fakultät einen humanmedizinischen Modellstudiengang an, der vorklinische und klinische Inhalte integriert und besonderen Wert auf eine wissenschaftliche Ausbildung der im Endausbau 1.500 Studierenden legt.

Das Universitätsklinikum Augsburg (UKA), seit 2019 in der Trägerschaft des Freistaates Bayern, bietet unter anderem durch seine Einbindung in universitäre medizinische Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg der Bevölkerung der Stadt und der Region eine optimale medizinische Versorgung. Die tagesklinischen Betten mitgezählt, stehen am UKA 1.740 Betten zur Verfügung. 24 Kliniken, drei Institute und 19 Zentren garantieren in allen medizinischen Fachdisziplinen Diagnose und Therapie auf höchstem Niveau. Jährlich werden über 250.000 ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten versorgt.

Mit zirka 80.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr ist die Notaufnahme des UKA die zweitgrößte der Bundesrepublik. Jährlich erblicken am UKA mehr als 2.450 Kinder das Licht der Welt. Mit 560 Ausbildungsplätzen ist die an das UKA angeschlossene Akademie für Gesundheitsberufe einer der größten Ausbildungsträger der Region.

Quelle: Universität Augsburg, 11.04.2022
Bild: pixabay