Mehrheit der Deutschen sieht Smartphone-Banking als langfristigen Trend
Neobanken gelten als komfortabel und preisgünstig, doch es fehlt an individueller Beratung
(socialON) Keine Bank-Filialen, keine Überweisungen auf Papier und auch kein klassisches Online-Banking per Computer am Schreibtisch – stattdessen von der Kontoeröffnung bis zum Sparplan alle Finanzangelegenheiten am Smartphone erledigen?
Ein Viertel der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger kann sich vorstellen, die Bankgeschäfte bei einer Smartphone- oder Neobank zu erledigen, weitere neun Prozent haben bereits ein Konto bei einer solchen Bank. Dabei sind Neobanken bislang aber eher eine Ergänzung für die bestehende Bankverbindung. Nur für 14 Prozent käme ein Hauptkonto bei einer Neobank in Frage. Für 45 Prozent wäre es eine Ergänzung zum Konto bei einer Direktbank, 35 Prozent würden es ergänzend zu einer klassischen Filialbank nutzen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 1.003 Personen ab 18 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
„Das Smartphone ist für viele Menschen der digitale Hub für Alltag und Arbeit. Die Verlagerung der eigenen Bank komplett und ausschließlich auf dieses Gerät ist da nur ein weiterer logischer Schritt“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Neobanken haben großes Potenzial, das in Deutschland noch lange nicht ausgeschöpft ist.“
Ob Neobank oder nicht, ist auch eine Frage des Alters
Vor allem Jüngere interessieren sich für das reine Smartphone-Banking. Vier von zehn der 18- bis 29-Jährigen (38 Prozent) stehen Neobanken interessiert und aufgeschlossen gegenüber, lediglich elf Prozent sehen sie kritisch oder ablehnend. Unter den 30- bis 49-Jährigen überwiegt mit 31 Prozent Interesse gegenüber 21 Prozent Ablehnung ebenfalls noch eine positive Sichtweise. Überwiegend skeptisch sind dagegen die Älteren. Unter den 50- bis 64-Jährigen lehnen 32 Prozent Neobanken ab, nur 17 Prozent sind interessiert. Bei den Über-65-Jährigen ist sogar die Hälfte (48 Prozent) ablehnend und nur zehn Prozent sind interessiert.
Neobanken werden als komfortabel und preisgünstig eingeschätzt
Als größte Vorteile von Neobanken werden die einfache und schnelle Kontoeröffnung (43 Prozent), geringe Kosten (38 Prozent) und ein besonders guter Überblick über die Finanzen (37 Prozent) genannt. Dahinter folgen schnelle und kontinuierliche Verbesserung der Bankdienstleistungen (34 Prozent), der auf dem Smartphone besonders sichere Zugang dank biometrischer Identifikation (23 Prozent), eine größere Kostentransparenz (21 Prozent) sowie die digitale Darstellung, die dabei hilft, seine finanziellen Ziele zu erreichen (17 Prozent). Am Ende rangiert die bessere Bedienbarkeit der Neobank-App im Vergleich zu anderen Banking-Apps (11 Prozent).
Neobanken: Am häufigsten fehlt persönliche Beratung
Gefragt nach den Nachteilen von Neobanken wird am häufigsten die fehlende individuelle Beratung (45 Prozent) genannt, 33 Prozent gehen einfach lieber in eine Filiale und 28 Prozent reicht das klassische Online-Banking am Computer. Rund ein Viertel (23 Prozent) hält Banking auf dem Smartphone für zu kompliziert, ein Fünftel (20 Prozent) vertraut klassischen Finanzinstituten mehr. 17 Prozent haben Sorge, dass die Neobanken wieder vom Markt verschwinden, 13 Prozent halten rein digitalen Kundenservice nicht für ausreichend und ebenso viele haben Angst, ohne ihr Handy nicht mehr an ihr Geld zu kommen.
Ein Zehntel der Befragten fühlt sich durch digitales Banking grundsätzlich überfordert und vier Prozent beklagen eingeschränkte Funktionen von Neobanken. Zwölf Prozent sehen überhaupt keine Nachteile. „Gerade bei der individuellen Finanzberatung werden wir in den kommenden Jahren große Veränderungen sehen. Dazu gehört der Einsatz von Künstlicher Intelligenz für automatisierte persönliche Beratung ebenso wie der Einsatz von Videoberatung, die bequem, kostengünstig und unabhängig von Ort und Zeit in Anspruch genommen werden kann“, so Berg.
Zwei Drittel sehen in Neobanken einen dauerhaften Trend
Die große Mehrheit glaubt, dass Neobanken ein dauerhafter Trend sind. Nur 15 Prozent gehen davon aus, dass Neobanken eine kurzfristige Modeerscheinung sind, die bald wieder verschwinden. Fast ebenso viele (14 Prozent) erwarten dagegen, dass Neobanken die klassischen Filialbanken vollständig verdrängen werden. Die Mehrheit (56 Prozent) geht davon aus, dass Neobanken dauerhaft neben etablierten Banken existieren werden.
„Die Finanzbranche war immer an der Spitze, was die Nutzung digitaler Technologien angeht. Neobanken sind eine weitere Innovation der Finanzwelt, die vor allem jüngerer Menschen in ihrer Lebenswelt anspricht“, so Berg. „Gleichzeitig lernen die etablierten Institute von den Neobanken und digitalisieren die eigenen Angebote. Wir erleben einen digital getriebenen Innovationszyklus, der mit Entwicklungen wie Open und Embedded Finance noch lange nicht zu Ende ist.“
Eine Präsentation mit den Ergebnissen der Befragung steht hier zum Download bereit.
Die Zukunft der Banken ist auch ein Thema der Digital Finance Conference des Bitkom. Auf der #digifin22 diskutieren am 1. und 2. Juni in Berlin Verantwortliche und Expertinnen und Experten aus Politik, etablierten Unternehmen und den erfolgversprechendsten FinTechs und InsurTechs zukunftsweisende Technologien, Geschäftsmodelle und Strategien. Ein Ziel ist es, die Silos im Finanz- und Versicherungsökosystem aufbrechen und die Digitalisierung der Branche voranbringen. Alle Informationen zur #digifin22 gibt es online unter finance-conference.berlin.
Hinweis zur Methodik der Befragung: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.003 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.
Quelle: Bitkom e.V., 07.04.2022
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