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vzbv-Analyse: Kein Verlass auf Online-Bewertungen

vzbv-Analyse: Kein Verlass auf Online-Bewertungen

Webshop-Betreiber, Händler und Portale beschönigen ihre online-Bewertungen

Baldige Neuregelungen im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb sind ein wichtiger Schritt dem zu begegnen

(socialon) Die gemeldeten Webshop-Betreiber, Online-Händler und Portale bedienen sich diverser Praktiken, um Nutzerbewertungen systematisch zu beeinflussen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Ziel dahinter ist die Beeinflussung der Kaufentscheidung von Verbraucher:innen zu Gunsten der beteiligten Akteure. Das kann zu ernsthaften Wettbewerbsverzerrungen führen, warnt der vzbv.

Betreiber begünstigen in den vorliegenden Fällen die Erstellung positiver Rezensionen im Netz, während negative Bewertungen gelöscht und behindert werden. „Damit wird die Kaufentscheidung von Verbraucherinnen und Verbrauchern systematisch manipuliert, denn Rezensionen stellen für viele Menschen ein zentrales Entscheidungskriterium beim Online-Shopping dar“, sagt Sabrina Wagner, Referentin Team Marktbeobachtung Digitales des vzbv. „Die dadurch entstehende Asymmetrie zwischen guten und schlechten Bewertungen kann im schlimmsten Fall zu Wettbewerbsverzerrungen führen.“

Juristische Drohkulissen, Bewertungsvermittler und Gutschein-Versprechen sorgen für ein verzerrtes Gesamtbild

Die Untersuchung des vzbv zeigt, dass einige der gemeldeten Händler Verbraucher:innen dazu drängen, negative Bewertungen auf Portalen zurückzunehmen. Dazu schicken sie Anwaltsschreiben oder drohen, Schadensersatz geltend zu machen. Gleichzeitig locken auffällig gewordene Shops oder Händler mit Gutscheinen, die zu Höchstbewertungen anregen, oder unseriöse Bewertungsvermittler sorgen für die gewünschten positiven Rezensionen.

Zusätzlich können irreleitende Darstellungen von vermeintlichen Top-Durchschnittsbewertungen unter Umständen dazu führen, dass Produkte oder Anbieter besser dastehen, als sie sind. Ein Online-Händler warb beispielsweise für Produkte mit 5 Sternen, obwohl tatsächlich noch gar keine Kundenbewertung für das Produkt abgegeben wurde. In einem Verfahren des vzbv untersagte das Landgericht Berlin diese Art der Darstellung.

„Verbraucherinnen und Verbraucher haben bei diesem Kampf um Höchstbewertungen das Nachsehen. Sie werden über die Güte eines Produkts oder die Vertrauenswürdigkeit eines Händlers getäuscht“, sagt Wagner. Gleichzeitig profitieren Portale und Webshops, wenn sich auf ihren Seiten viele sehr positiv bewertete Produkte befinden. Denn positive Bewertungen können Vertragsabschlüsse ankurbeln, an denen die Beteiligten mitverdienen.

Beeinflussung von Bewertungen weiterhin möglich

Ein erster Schritt zur Eindämmung von gekauften und gefälschten Bewertungen ist getan: Die Umsetzung der Modernisierungs-Richtlinie im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) wird zum 28. Mai 2022 wirksam. Diese zwingt Unternehmen, ihren Umgang mit Bewertungen transparenter zu gestalten. Dazu gehört unter anderem die Information, ob sämtliche Bewertungen veröffentlicht werden oder nach welchen Regeln Beiträge gelöscht werden.
Außerdem müssen Unternehmen, die Verbraucherrezensionen zugänglich machen, sicherstellen, dass die veröffentlichten Bewertungen von Verbraucher:innen stammen, die die bewerteten Produkte wirklich erworben oder verwendet haben. Doch die Analyse des vzbv macht deutlich: Es gibt zahlreiche Maschen, um Bewertungen zu fälschen. Die neuen Informationspflichten bieten dafür nur einen eingeschränkten Schutz. Der vzbv wird das Thema Online-Rezensionen auch nach der Umsetzung der neuen Regelung beobachten.

Betroffene können Erfahrungen melden

Auffälligkeiten können Verbraucher:innen jederzeit über das Beschwerdeportal melden. Erfahrungen können direkt online unter www.verbraucherzentrale.de/beschwerde gemeldet werden.
Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., 22.03.2022
Bildquelle: pixabay
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