Völlig losgelöst: Headless Commerce mit Spartacus

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Open Source Projekt Spartacus ist eine Implementation eines solchen Headless-Konzepts

Headless-Strategien effektiv und zielgerichtet einsetzen

(socialon) Time-To-Market ist ein wichtiger Faktor, damit das eigene Business flexibel mit dem aktuellen Zeitgeist Schritt halten und schnell und unkompliziert skaliert und angepasst werden kann. Wer einen Shop betreibt, muss zeitnah auf Bedürfnisse des Marktes reagieren können. Ein moderner Ansatz hierfür ist die Verwendung von Headless-Strategien.

Grundgedanke des so genannten Headless-Ansatzes ist es, die eigentliche geschäftstreibende Logik und die Benutzeroberfläche – in diesem Fall eine Shop-Oberfläche – voneinander getrennt zu betreiben. Die Kommunikation findet ausschließlich über Schnittstellen statt, die entweder vom Client (Browser) direkt aufgerufen oder mit so genanntem „Server-Side-Rendering“ von einem dedizierten Server vorberechnet werden; dieser wird dann unabhängig vom Shop-Backend betrieben.

Spartacus eröffnet neue Spielräume

Das Open Source Projekt Spartacus ist eine Implementation eines solchen Headless-Konzepts und wird offiziell von SAP unterstützt und gefördert. Dennoch ist es in seiner Entwicklung durch die Entkopplung vom eigentlichen SAP Commerce Paket unabhängig.
Spartacus und SAP Commerce verfolgen gemeinsam das Ziel, den Entwicklungsteams und somit den dahinter stehenden Entscheidern mehr Freiheit bei der Gestaltung ihres Commerce Business’ zu eröffnen.

Die SAP Commerce Plattform wird beim Einsatz von Spartacus nicht mehr mit einer eigenen Storefront innerhalb der Java-Applikation betrieben, sondern dient ausschließlich als zentraler Datenpunkt für die Entgegennahme, Verarbeitung und Ausgabe von Preis, Produkt-, Kunden- und Geschäftsablaufdaten. Prozesse und Datenmodelle werden weiterhin zentral in SAP Commerce um Kundenbedürfnisse erweitert. Diese Funktionalitäten werden über die OCCv2 Endpoints als Webschnittstelle in Form einer REST-API zur Verfügung gestellt, so dass von hier aus die Anbindung von Benutzeroberflächen erfolgt.

Anpassungen ohne Eingriff in das Frontend

Ändert sich die Anbindung an externe Systeme oder das zugrundeliegende Informationsmodell der SAP Commerce-Umwelt, so findet dies nur noch innerhalb der SAP Commerce Plattform statt und bedingt keinen Eingriff in die Weboberfläche. Dies bedeutet auch, dass nahtlose Deployments der jeweiligen Systeme möglich sind, ohne abhängig voneinander zu sein. Voraussetzung ist, dass die SAP Commerce Plattform mit einem Zero-Downtime-Mechanismus betrieben wird – dies wird beispielsweise durch ein Hosting in der SAP Commerce Public Cloud (auch Commerce Cloud v2) ermöglicht.

Maximale Unabhängigkeit inklusive

Bei Spartacus handelt es sich um eine Applikation, die mithilfe von Angular (einem JavaScript- bzw. TypeScript-Framework) implementiert wird. Es gilt wie bei der klassischen SAP Commerce Accelerator-Storefront, dass man bereits mit einer vollumfänglichen Basis-Implementation starten und diese anhand der eigenen Bedürfnisse anpassen kann.

Da die technologische und architektonische Basis von SAP Commerce und Spartacus unabhängig sind, bedeutet dies für die Entwicklung auch weniger Bedarf an interdisziplinären Fähigkeiten und sorgt so für eine klare, auf Schnittstellen basierte Trennung der Produktionszyklen. Auf diese Weise kann ein Hosting der Spartacus-Umgebung auch auf einem von der Cloud losgelösten Server erfolgen, um so die Vorteile entkoppelter Release-Zyklen vollends auszuschöpfen.

Bewährte Systeme plus maximale Flexibilität

Technologisch profitieren alle Gewerke von der neuen Ausrichtung. Während in SAP Commerce weiter auf erprobte Backend- und Server-Technologien zur Verarbeitung und Konnektierung der Geschäftsprozesse gesetzt werden kann, ist es in Spartacus nun möglich, schnell auf die sich ändernden Anforderungen zu reagieren und mit neuen Funktionen – zum Beispiel Ansätzen für Progressive Web Apps und neue Frontendtechnologien – dem Zeitgeist zu entsprechen. Der Funktionsumfang von Spartacus wird dabei kontinuierlich erweitert.

Optimierter Austausch zwischen den Systemen

Durch die klare Trennung über schnittstellenbasierte Kommunikation richten sich Frontend und Backend darauf aus, in unterschiedlichen Geschäftsfällen die angebundenen Systeme auszutauschen oder zu ergänzen. So kann beispielsweise die Einbindung von Tracking- und Marketing-Mechanismen nun losgelöst in der Spartacus-Applikation erfolgen, was die Notwendigkeit von Eingriffen in die sensiblen Kernprozesse minimiert.

Zeitgleich kann die Integration eines neuen ERP-Backends ohne Unterbrechung des Shop-Betriebs erfolgen, da der Austausch dieser Schnittstelle innerhalb der SAP Commerce Plattform erfolgt. Ob dabei im Vordergrund zusätzlich auch noch Mobile Applikationen von den somit deutlich ausgereifteren Schnittstellen ins SAP Commerce profitieren, ist nun nur noch eine Frage des „Wann und Wie?“ und nicht mehr des „Ob überhaupt?“.

Entscheider sollten alle Möglichkeiten kennen

Um herauszufinden, welche konkreten Vorteile eine solche Headless-Strategie für ein Unternehmen beim Aufsetzen von Marketingmaßnahmen, der Gestaltung der Customer Journey oder der Einführung neuer Kommunikations- und Commerce-Kanäle heute und in Zukunft bietet, empfiehlt sich die Einbindung eines auf Spartacus und SAP Commerce spezialisierten Implementierungspartners, wie zum Beispiel der Hamburger Medienwerft. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz kann eine solche Digitalagentur Aufwände, Risiken, Chancen und Vorteile einer Spartacus-Einführung für das eigene Unternehmen detailliert analysieren und für die Entscheider aller Fachbereiche anschaulich darstellen.

Fazit: Headless-Strategien bieten neue Spielräume

So genannte Headless-Strategien eröffnen attraktive neue Spielräume, um E-Commerce Angebote flexibel an Marktanforderungen anzupassen. Für SAP Anwender kann die Open Source Anwendung Spartacus eine leistungsstarke Lösung sein, um Front- und Backend komplett unabhängig voneinander zu betreiben und entsprechend auf beiden Ebenen Änderungen und Anpassungen unkompliziert und schnell umsetzen zu können. Spartacus wird von SAP unterstützt, aber gleichzeitig von unabhängigen Entwicklern kontinuierlich weiterentwickelt. Anwender profitieren von dieser stetigen Aktualisierung. Für Unternehmen empfiehlt es sich, Expertenrat einzuholen, um herauszufinden, wie sie von der Verbindung SAP/Spartacus profitieren können.

Einen ersten Eindruck vermittelt die offizielle Demo-Seite des Spartacus-Projekts.

Autor: Michael Feige, Lead Solution Engineer bei der Medienwerft und Cora Rosenkranz, IT-Journalistin für Wordfinder
Bild: pixabay